1998 begann Alfred Cybulska, unserer ehemaliger Kitaleiter, mit interessierten Eltern Gespräche über die mögliche Gründung eines Waldkindergartens in Berlin Konradshöhe zu führen. Anlass war für alle die Suche nach einem geeigneten Kindergartenplatz in der Nähe, der in etwa unseren Vorstellungen von naturnaher Erziehung und Betreuung für unsere Kinder entspräche. Inspiriert durch den Besuch eines Waldkindergartens in Nyköbing/Dänemark, schlug Alfred den anderen Eltern die Gründung eines Waldkindergartens vor. Schließlich formulierte er erste Grundsätze und nahm Kontakt zum Senat in Berlin auf. Dort wurde Alfred allerdings mitgeteilt, dass vorläufig keine Neugründungen mehr zugelassen würden. Trotz dieser wenig ermutigenden Mitteilung haben sich im November 1998 genügend interessierte und engagierte Eltern gefunden und den Verein „Waldmäuse e.V.“ gegründet.
Auf der Suche nach dem gesetzlich vorgeschriebenen Schutzraum für Waldkindergärten stießen Alfred und die Eltern auf die Kinder-Erholungsstätte „Krähenheide“ des Bezirks Wedding in der Rabenstraße, wo es tatsächlich möglich wurde, zum Sommer 1999 einen Raum anzumieten. Dabei kam Alfred mit Rita Mayer in Kontakt, die zu der Zeit ebenfalls in der „Krähenheide“ für ihre Eltern-Kind-Gruppe einen Raum nutzte. Sie zeigte sich in den nächsten Monaten sehr interessiert und konnte schließlich als erste Erzieherin gewonnen werden. So konnte der „Waldkindergarten Waldmäuse“ zum 1. August 1999 seine Arbeit mit 10 Kindern aufnehmen. Der Tag begann für diese ersten „Waldmäuse“ um 8:30 Uhr und endete um 13:30 Uhr. Das Team bestand aus Rita Mayer, die an vier Tagen die Kinder betreute, Alfred Cybulska, der den fünften Tag übernahm und einer Abiturientin, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr bei uns absolvierte und uns jeweils unterstützte. Jede Familie zahlte monatlich 300 DM für den Betreuungsplatz. Mit diesem Budget konnten wir zunächst alle Unkosten bestreiten. Dass uns doch die Betriebsgenehmigung erteilt worden war, verdanken wir in hohem Maße dem Bezirk Reinickendorf, dessen Amt für Tagesbetreuung sich äußerst erfreut zeigte über die Gründung eines Kindergartens mit einem ganz neuen Profil. Auch in der Bezirksbürgermeisterin Marlies Wanjura fanden wir seinerzeit eine tatkräftige Unterstützerin.
So folgte im Jahre 2000 die Senatsfinanzierung und auf Anraten unserer Fachberaterin beim Landesjugendamt, Frau Klann, verlängerten wir die Öffnungszeiten von 8 bis 15 Uhr, was einer sogenannten Teilzeitbetreuung entsprach. Beate Behm wurde als Köchin eingestellt und die Gruppe wuchs auf 16 Kinder an.
Der Verein mietete in den folgenden Jahren weitere Räume in der „Krähenheide“ an, die inzwischen vom Bezirk kaum noch genutzt wurden. Wir wurden schließlich aufgefordert, ein Nutzungskonzept für die gesamte Einrichtung vorzulegen und eröffneten im Zuge dessen 2003 eine Hortgruppe, die schnell auf 15 Kinder anwuchs.
2005 schloss sich die Eltern-Kind-Gruppe „Spielmäuse“ dem Waldkindergarten an, der nun für die Arbeit mit drei Altersbereichen ein waldpädagogisches Konzept bereithielt. Die erfolgreiche Arbeit mit den Hortkindern fand leider ein Ende, als der Berliner Senat beschloss, die Horte ab 2006 an die Grundschulen zu verlegen. Trotz großer Bemühungen von allen Seiten gelang es uns nicht, mit der Grundschule am Tegelschen Ort eine Kooperation zu vereinbaren, so dass der Verein 2007 die Hortbetreuung auslaufen ließ und die nun freigewordenen Plätze mit jüngeren Kindern belegt wurden. Vom Sommer desselben Jahres an gab es nun eine 2. Waldgruppe. Waldmäuse 1 und 2, das überzeugte niemanden, und so bekam jetzt jede Gruppe unter dem Dach der „Waldmäuse“ ihren eigenen Namen: Die Spielmäuse (1-3 Jahre), die Wurzelkinder (3-6 Jahre) und die Waldtrolle (3-6 Jahre).
Entsprechend der inzwischen veränderten Wünsche und Bedürfnisse der Elternschaft wurde die Öffnungszeit von 8 bis 17 Uhr verlängert.
Die verstärkte Nachfrage an Plätzen für jüngere Kinder führte schließlich dazu, dass wir die Altersspanne in den Elementargruppen flexibler gestalteten und abwechselnd bei den „Waldtrollen“ oder den „Wurzelkindern“ schon Kinder ab 2,5 Jahren aufnahmen.
Zu unserem Waldmäuse-Team gehörten jetzt sechs Erzieherinnen, z.T. mit natur-pädagogischer Zusatzausbildung, ein Erziehungswissenschaftler und eine Köchin. Nach wie vor wurde unser Team unterstützt von FSJ- und FÖJ-HelferInnen sowie von Praktikanten aus unterschiedlichen Ausbildungsgängen.
2014 entschied sich der Vorstand, dem Wunsch einiger Familien nach einer früheren Öffnungszeit entgegenzukommen und sorgte dafür, dass der Kindergarten schon um 7.30 Uhr seine Pforten öffnete. Aber auch der Bedarf an Nachmittagsbetreuungen wuchs.
Inzwischen hatte der Verein Waldmäuse e.V. das halbe Grundstück und die Immobilie Rabenstraße 41 vom Liegenschaftsfond der Stadt Berlin für einen symbolischen Euro übertragen bekommen, im Gegenzug aber die große Wiese vor dem Haus hergeben müssen. Der Situation nun weniger Außengelände zu haben, aber nachmittags mehr Kinder betreuen zu müssen, begegnete der Verein mit der Entscheidung, eine zusätzliche Kraft einzustellen, die vor allem für den Nachmittagsbereich da war und weitere naturpädagogische Angebote bereithielt.
2019 haben wir das zwanzigjährige Jubiläum gebührend, bunt und märchenhaft gefeiert. Inzwischen ist Alfred Cybulska als Gründer und Leiter in den Ruhestand gegangen, freut sich aber, dass ein engagiertes Team und eine leidenschaftliche Elternschaft jedes Jahr aufs Neue dafür sorgen, dass wieder neue Kinder in den Kreis der „Waldmäuse“ aufgenommen werden.
Alfred Cybulska, Oktober 2018